Heute muss ich hier mal was loswerden:

Ich komme gerade mit Frieda aus der Stadt zurück. Wir haben einen kleinen Ausflug gemacht, denn ich hatte mich spontan dazu entschlossen, dass mein Ipad mal eine Hülle bräuchte, die ich natürlich selbst nähen möchte. Dazu brauchte ich aber noch neuen Stoff, weshalb ich mich entschied, mal im Nähladen vorbeizuschauen. Und Frieda? Die kommt natürlich mit. Die Begleithundeprüfung hat sie schon und wir sind gerade dabei sie so zu trainieren, dass sie mir im Alltag eine noch größere Hilfe sein kann.

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Der Stoff war schnell gekauft und ich beschloss, dass ich mir bei dem heißen Wetter ruhig mal einen Frozen-Coffee gönnen könnte. Ich stehe also an der Schlange an und warte darauf, meinen Kaffeewunsch aufgeben zu gönnen, als sich das obligatorische Szenario abspielt. Ein junger Mann (Ja! Ich war auch überrascht. Sonst sind es immer Frauen oder Kinder) beugt sich zu meinem Hund herunter und sagt: „Oh, der ist aber hübsch! Darf man dem mal ‚Guten Tag‘ sagen?“ – während er natürlich schon seine Hand nimmt und Frieda über den Kopf streichelt!
Frieda, wie ich, sichtlich überrascht von dem unvorhersehbaren Manöver und legt schon mal vorsichtshalber die Ohren an. Sie kann es sowieso überhaupt nicht leiden, von fremden Menschen einfach angefasst zu werden.
Ich nehme schnell meine Hand und schiebe sie zwischen die des Mannes und Friedas Kopf, während ich zu dem Mann zwar freundlich, aber bestimmt sage, dass mein Hund bitte nicht angefasst werden möchte.
Sein Gesicht hättet ihr in diesem Moment sehen müssen. Seine Mimik wechselte zwischen Verärgerung und völligem Unverständnis, während er kopfschüttelnd zu zwei Tussis an die Theke geht (die offensichtlich zu ihm gehörten) und sagt, dass er so etwas noch nie gehört habe. Darauf hin streichelt er einer von beiden über die Schulter und sagt ziemlich laut, „Na dann streichle ich halt dich. Dich darf ich ja wenigstens noch anfassen.“
Ich bin baff. Einiges habe ich in einem solchen Zusammenhang schon erlebt, doch so empört war selten jemand. Die zwei Tussies ziehen die Augenbrauen hoch, mustern mich von oben bis unten und murmeln, was es doch alles für Sachen gäbe.

Ich bin sauer. 1. Über das Unverständnis mancher Menschen und 2. wie man überhaupt auf die Idee kommt, einen fremden Hund anzufassen, bevor man vom Besitzer das OK bekommen hat. Da aber offensichtlich keiner der drei ein Fünkchen Verstand besitzt, mal nachzufragen oder darüber nachzudenken, muss ich ihnen leider auf die Sprünge helfen.
Ich erläutere, dass Frieda ein Begleithund ist. Dass wir gerade im Training sind und sie am arbeiten ist, weshalb sie nicht abgelenkt werden soll. Er rümpft die Nase, fragt: „Jetzt gerade soll sie am arbeiten sein?“ und zeigt auf meinen Hund, der brav neben mir sitzt und mich anschaut. Ich bejahe. Frieda ist aufmerksam. Sie beobachtet genau, was um sie herum passiert. Fällt mir etwas herunter, hebt sie es mir wieder auf, sobald ich es ihr sage. Sind wir unterwegs und ich kann nicht nicht mehr, zieht sie mich verlässlich an mein Ziel. Wir haben trainiert, dass andere Hunde uninteressant sind, solange sie am arbeiten ist. Wenn sie ihr Geschirr an hat, soll sie sich nur auf mich konzentrieren und nicht ablenken lassen.
Ich erkläre dem Mann etwas von Blinden- Diabetiker- und Epilepsie-Warnhunden. Begleithunde, die spüren, wann sie ihr Herrchen/Frauchen darauf aufmerksam machen müssen, ihre Medikamente zu nehmen und dass man diese Hunde niemals einfach anfassen sollte, da sie nicht abgelenkt werden dürfen.
Die Angestellten hinter der Theke kichern. Die beiden Tussis runzeln irritiert die Stirn und der junge Mann kratzt sich verlegen am Kopf. Ein „Achso“ bringt er noch heraus, bevor er schnell das Thema wechselt und dann mit den drei Kaffee und den beiden Mädels im Schlepptau schnell aus der Tür verschwindet.
Ich bin noch immer irritiert und doch gleichzeitig etwas froh, denn er sah wirklich so aus, als ob er es verstanden hätte.

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Also, ich weiß nicht wie es euch als Kind ging, aber ich konnte es auch damals schon nicht leiden, wenn mir fremde Erwachsene im vorbei gehen immer mit der Hand über den Kopf gewuschelt haben. Genauso ist es auch bei Tieren. Nicht jedes möchte einfach von Fremden angefasst werden und bei Begleithunden erklärt es sich ja eigentlich von selbst.