Es ist wirklich ein merkwürdiges Gefühl, da freut man sich ein ganzes Jahr auf diesen einen Tag, an dem endlich der so langersehnte Urlaub beginnt. Verbringt Tage lang mit Planungen, Erkundungen, Einkäufen, etc. und plötzlich ist dieser eine Tag da und es geht los.

Gießen

Mâcon

gefahrene KM

Tage

Nacht im Hotel

Nacht auf dem Campingplatz

Ein Gefühl, das irgendwie surreal und gleichzeitig wunderschön ist. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht wenigstens ein klein wenig aufgeregt gewesen wäre. Was das angeht, bin ich wie ein kleines Kind, einen Tag vor Heiligabend. Und ich kann den Satz: „Vorfreude ist die schönste Freude“ nur bestätigen. Es ist doch nichts schöner, als sich beim langen Lernen vor einer Klausur, oder bei vollkommen verregneten Spaziergängen mit lausigen 20° Celsius (Sommer in Deutschland eben) in Erinnerung zu rufen, dass es danach erstmal eine Pause geben wird, eine Reise durch Südfrankreich mit traumhaftem Wetter, tollen Stränden und wunderschönen Sonnenuntergängen.

Es war der Lukas, der eines Abends vor knapp einem Jahr plötzlich zu mir sagte: „Anouk, sag mal was hältst du von einem Road-Trip durch Frankreich?“. Zuerst dachte ich, dass er einen Witz mache, denn er weiß ganz genau, wie unglaublich frankophil ich bin. Doch es war sein Ernst und natürlich schrie ich förmlich, was für eine super Idee das sei. Ich liebe Frankreich einfach und kann ehrlichgesagt auch nicht verstehen, weshalb so viele Leute immer wieder erzählen, dass die Franzosen so unfreundlich seien. Ich habe das bisher nie so erlebt und ich muss gestehen, dass ich mich in Frankreich besser auskenne, als in Deutschland. Denn schon meine Mutter war so sehr in dieses Land verliebt, dass wir 13 Jahre lang jeden Sommer dorthin gefahren sind und immer in eine andere Ecke.

Und so kam es auch, dass ich in der Schule Französisch, statt Latein wählte und mir von Frau Winter, meiner damaligen Französischlehrerin und Muttersprachlerin, noch mehr Lust auf diese Sprache machen ließ. Tja und dann musste ich natürlich auch den Französisch-Leistungskurs in der Oberstufe nehmen – und war sogar für drei Monate als Au-pair in Frankreich. Mein Französisch war damals unglaublich gut. Nicht nur, dass ich sowieso alles verstehe, ich konnte auch fließend sprechen, was mittlerweile vier Jahre später nicht mehr ganz so flüssig war. Es ist einfach viel zu schade, dass man in der Uni nur Englisch und Deutsch braucht und mein Französisch so langsam verschwindet. Umso mehr freute ich mich natürlich darauf, meine Sprachkenntnisse wieder aufpolieren zu können und endlich wieder diesen wunderbaren Klang hören zu dürfen. Und nun komme ich wieder etwas stolz nach Hause zurück, denn was soll ich sagen, meine Fremdsprachenkenntnisse sind noch so gut, dass ich nach drei Tagen wieder in französisch zu träumen begann!

Wir verbrachten also einige Tage mit der Planung, welche Teile und Städte von Frankreich wir gerne sehen würden, bzw. was ich dem Lukas unbedingt zeigen wollte, bis wir eine ungefähre Route im Kopf hatten, die wir aber natürlich auch immer noch abändern konnten, sollte es uns irgendwo doch nicht so gefallen. Schließlich machten wir auch noch ein paar weitere Stopps, einfach weil es uns dort gefiel, sodass unsere Route folgendermaßen aussah:

Gießen -> Mâcon -> Montpellier -> Nîmes -> Saintes-Maries de la Mer -> Avignon -> Bédoin -> Alpe d’Huez -> Gießen

Weil wir so viele wunderbare Ziele auf unserem Road-Trip haben und euch natürlich auch von jedem Ziel berichten möchten, inklusive der Campingplätze, Hotels und der Barrierefreiheit, haben wir unserer Route in 5 Teile gegliedert, die wir nacheinander veröffentlichen werden.

Der Lukas wurde mit der Aufgabe beauftragt, das Auto so zu packen, das wirklich alles reingeht. Nun haben wir schon den Luxus, einen Kombi fahren zu dürfen, aber der war dann doch schneller voll als gedacht. In der Hoffnung, dass wir wirklich nichts vergessen haben, (kennt ihr dieses Gefühl? Ich habe das immer, wenn ich verreise) machten wir uns also auf den ersten Teil der Reise:

Road-Trip 1/5: Gießen -> Mâcon

Erstes Ziel auf unserer Reise war Mâcon. Aber warum gerade Mâcon? Nun, auf einer unserer unzähligen Frankreich-Familien-Urlaube hatten wir schon einmal dort in einem Hotel übernachtet, einfach weil die Strecke zum Durchfahren etwas zu weit und Mâcon an sich wirklich hübsch ist. Die Stadt liegt ca. 82 km nördlich von Lyon und gute 682 km von unserer Heimatstadt entfernt, an den beiden Flüssen Saône und Loire. Schon von zuhause aus hatten wir dort nach einem geeigneten Campingplatz gesucht und auch einen gefunden, auf dem wir problemlos eine Nacht campen durften (weil es gar nicht mal so einfach ist, in der Hauptsaison einen Campingplatz zu finden, auf dem man nur eine Nacht bleiben darf). „Camping municipal de Mâcon“ hat vier Sterne und ist extra ausgezeichnet, als behindertenfreundlicher und barrierefreier Campingplatz.

Wirklich klasse war, dass wir uns unseren Zeltplatz frei aussuchen und so natürlich in die direkte Nähe der Sanitäranlagen gehen konnten. Auch benötigten wir nicht einmal den extra gekauften Adapter, um unsere Kühlbox mit Strom versorgen zu können. Ziemlich erwartungslos schauten wir uns die sanitären Anlagen an – und wurden leider trotzdem enttäuscht. Im Internet wurden sie zwar als sauber angepriesen und aufgrund der vier Sterne gingen wir auch davon aus, doch was uns dort erwartete, war leider das genaue Gegenteil. Was für ein Glück, dass ich zuhause jede Menge Katheter mit Beutel eingepackt hatte, denn auf dieses WC, wenn auch barrierefrei, wollte ich mich definitiv nicht setzen (weitere Einzelheiten diesbezüglich erspare ich euch lieber). Für eine Nacht jedoch, war der Platz vollkommen ok. Da er recht nah an der A6 liegt, mussten wir nicht erst lange von der Autobahn abfahren, um ihn zu finden. Andererseits lag er daher mitten im Industriegebiet Mâcons und hatte somit Lagetechnisch, außer eines Mc Donalds, absolut nichts zu bieten.

Daher war es natürlich wunderbar, dass wir unser eigenes Equipment dabei hatten, um wirklich vollkommen autark campen zu können. Daher geht an dieser Stelle noch mal ein großer Dank an Obelink, für die unglaublich gute Beratung in Sachen Camping (wir sind ja noch blutige Anfänger)!

Traumhaft war wirklich, dass ich mir vor Jahren (auf einem Frankreichurlaub, wo auch sonst) einmal ein 3-Sekunden-Wurfzelt von Quechua gekauft hatte, einfach weil ich es so cool fand. Somit konnte ich das Zelt auch alleine aufbauen und unser Schlafplatz war schnell eingerichtet.

Lukas war für die Stromversorgung und die Küche zuständig (also Tisch, Stuhl und Campingkocher), während ich das Zelt aufgebaut und es mit Schlafsäcken und Isomatten ausgestattet habe. Wunderbare Arbeitsteilung und nach 10 Minuten waren wir beide schon fertig und konnten uns entspannt etwas zum Abendessen kochen.

Unser erster gemeinsamer Abend im Urlaub und die erste Nacht im Zelt waren natürlich noch unglaublich aufregend und spannend, aber auch anstrengend.

Ich habe enorme Probleme wieder alleine in meinen Stuhl zu kommen, wenn ich erst einmal auf dem Boden sitze. Somit waren wir beide auch gleichzeitig froh, dass wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück wieder alles schnell einpacken und uns auf den nächsten Teil der Reise begeben konnten…