Nîmes war wunderschön, doch auf uns wartete das bereits seit ein paar Wochen gebuchte Hotel in Saintes-Maries da la Mer. Wir hatten unsere Reise zuvor nicht sonderlich durchgeplant, einfach, weil wir uns überraschen lassen wollten wohin es uns verschlagen würde. So war es auch mit Nîmes.

Gießen

Mâcon

Montpellier

Nîmes

Saintes-Maries-de-la-Mer

Avignon

gefahrene KM

Tage

Nächte im Hotel

Nächte auf dem Campingplatz

Doch zwei Hotels hatten wir bereits in Deutschland gebucht. Eines davon war das in Saintes-Maires. Ich kann es nicht anders sagen, aber ich liebe diesen Ort. Vielleicht ist das wieder so eine Sache, mit der meine Mutter damals meine Schwester und mich ansteckte, als wir das erste Mal dort waren. Meine Mutter kannte diesen Ort noch als kleines Fischerdörfchen, als sie selbst vor 40 Jahren dort war. Mittlerweile hat er sich etwas verändert und ist natürlich touristischer geworden, aber niemals vergleichbar mit La Grande-Motte oder Sète. Saintes-Maries hat immer noch so einen kleinen dörflichen Charme – und wenn man weiß wo, dann kann man den anderen Touristen auch sehr gut aus dem Weg gehen. Ich kenne den Ort mittlerweile wie meine eigene Westentasche, was wahrscheinlich daran liegen mag, dass wir dort vier Jahre hintereinander im Urlaub waren. Stets in einem Mobilhome auf einem der einzigen beiden Campingplätze. Der Ort ist sehr übersichtlich, sodass wirklich alles fußläufig ist. Von der Kirche in der Stadtmitte ist man zu Fuß in 10 Minuten am Strand. Ich habe das als Jugendliche geliebt, wenn wir den ganzen Tag alleine unterwegs sein konnten und ich liebe es noch heute. Doch weil der Campingplatz dort absolut nicht barrierefrei ist (die Wege sind sandig, keine barrierefreien Toiletten oder Duschen, …) entschlossen wir uns dazu, uns für zwei Nächte ein Hotel zu gönnen. Aber nicht einfach in einem Hotel, sondern in einem Mas. Das sind Landhäuser, bzw. Höfe, die Zimmer an Gäste vermieten und Mas gibt es da unten wie Sand am Meer. Aber da wir bei unserer Buchung auch nicht zu den Frühbuchern gehörten, war die Auswahl doch schon leicht begrenzt. Wir entschieden uns kurzerhand für eins, dessen Pool enorm einladend aussah und buchten ein normales Zimmer. Da es keine barrierefreien Zimmer gab, schrieben wir einfach den Zusatz, dass eine Dusche im Zimmer wünschenswert wäre, da eine Badewanne eher suboptimal ist. Bei unserer Ankunft empfing uns eine sehr freundliche Hausherrin und führte uns einmal herum. Das Mas war doch größer, als wir gedacht hatten und der Pool noch besser, als auf den Fotos. Doch dann sagte sie, dass das gebuchte Zimmer nicht verfügbar sei. Kurzer Anflug von Panik bei Lukas und mir. Beziehungsweise eigentlich erst nur bei mir, weil ich viel zu oft vergaß, dass der Lukas ja kein französisch kann und ich einfach nicht für ihn übersetzte, sondern ihn nur fragend ansah. Glücklicherweise sagte sie dann aber, dass es das Standardzimmer eben nur mit Badewanne gäbe (stand so nicht auf der Homepage) und weil ich ja aufgrund des Rollstuhls eine Dusche benötige, habe sie uns einfach auf ein bessere Zimmer upgegraded. Den Aufpreis dazu müssen wir natürlich nicht zahlen, weil sie uns vorher hätte Bescheid geben können. Damit waren wir zufrieden und erst recht, als wir das Zimmer sahen! Zum Glück habe ich einen schmalen Rolli, sonst wäre es etwas eng geworden, aber das war uns ja von vornherein klar.

Da wir in dem Hotel weder Frühstück noch Abendessen gebucht hatten, weil wir uns lieber selbst versorgen wollten, machten wir uns abends auf die Suche nach einem schönen Platz am Wasser um dort zu kochen und dabei den Sonnenuntergang zu betrachten. Genau so hatten wir uns unseren Urlaub vorgestellt. Eine angenehme Mischung aus Camping und Nächten im Hotel – einfach so, dass es nicht stressig wird und wir trotzdem jeden Tag aufs Neue bestimmen können, wie wir unsere Tage verbringen.

Das Kochen gestaltete sich als etwas komplizierter, da mittlerweile Mistral aufgekommen war, ein sehr starker, warmer Nordost-Wind, der die Flamme unseres Gaskochers verwehte, sodass es ein wenig dauerte, bis unser Ratatouille fertig war.

Glücklicherweise hatten wir aber zuvor ein wunderbares Care-Paket von Obelink erhalten, das unter Anderem auch unseren super stabilen Campingtisch, eine Kühlbox und Lukas wahnsinnig gemütlichen Campingstuhl enthielt. So konnten wir uns in der Zeit, die unser Essen brauchte, bis es fertig war, entspannt ans Wasser setzen und den Ausblick genießen.

Der Sonnenuntergang war wunderschön und fast ein wenig zu schnell vorbei, also packten wir schnell alles zusammen und machten uns auf den Weg in die Stadt, um noch wenig an der Strandpromenade entlang zu schlendern.

Den zweiten Tag dort verbrachten wir zunächst mit einer kleinen Shopping-Tour, um uns mit unglaublich leckeren Gewürzen einzudecken und uns dann den Rest des Tages an den Pool zu fläzen und die Sonne zu genießen.

Am Tag darauf hieß es schon wieder: alles zusammen packen und auf zum nächsten Ziel, das diesmal Avignon lautete. Das war auch so eine spontane Idee am Abend zuvor gewesen, sodass ich einfach kurz auf dem dortigen Campingplatz anrief und einen Platz reservierte. Auf dem Weg dorthin wollten wir jedoch noch einen Abstecher nach Aigues-Mortes machen, weil ich dem Lukas unbedingt La Cure Gourmande (den tollsten und größten Süßigkeitenladen) zeigen wollte. Doch uns war die Stadt etwas zu überladen von Touristen und bei 38°C einfach zu warm zum Shoppen, sodass wir weiter nach Avignon fuhren.

Ehrlichgesagt hatten wir den Campingplatz einfach gebucht, ohne ganz genau zu wissen, wo er lag. Doch als wir ankamen, stellten wir fest, dass er direkt gegenüber vom Pont d’Avignon und dem Papstpalast auf der Insel Barthelasse liegt und auch optisch einiges hermachte. Der Campingplatz war als barrierefrei ausgewiesen und hatte sogar sechs „barrierefreie“ Stellplätze. Wir wussten nicht, was genau das bedeutete und stellten auch dann recht schnell fest, dass „barrierefreie“ Stellplätze einfach nur bedeuten, dass sie in direkter Nähe zu den Sanitäranlagen sind. Barrierefreier war unser Zeltstandort nämlich nicht, da man zunächst einen sandigen Hügel hinauf musste, was etwas von Abenteuerurlaub versprach. Zu meiner Freude gab es sogar jeweils zwei barrierefreie Toiletten, Duschen und Waschbecken, die glücklicherweise alle zwei Stunden geputzt wurden. Denn eine Sache ging mir so ziemlich auf die Nerven und zwar, dass ein Rollstuhlsymbol offensichtlich nicht ausreicht, eine der zehn anderen Toiletten zu nehmen, sondern sich an dem Mehr an Platz zu erfreuen. Es waren nicht mal nur Franzosen, sondern auch jede Menge Holländer, die immer schön mit ihren Kindern in die Rollitoiletten gingen und dort leider oft (offensichtlich im Stehen) pinkelten. Noch unpraktischer war es bei den Duschen, in deren Kabinen auch gleichzeitig die Waschbecken waren. Leider war jedoch eine Dusche defekt, sodass mir nur eine letzte übrig blieb. Bis die Familien dort jedoch alle ihre Kinder geduscht hatte, hatten wir mal eben das Abendessen gekocht. Dieses Problem war mir schon auf den Raststättentoiletten aufgefallen. Diese sind, nicht wie bei uns, separat, sondern es gibt jeweils eine bei den Damen und eine bei den Herren. Wäre an sich ja auch gut, wenn die eben nicht jeder benutzen würde, so lange kein Rolli da ist. Da aber auf Raststätten, verständlicherweise, auch Frauen oft im Hocken pinkeln, waren die Behindertentoiletten ein Graus.

Lagetechnisch war der Campingplatz jedoch nicht zu überbieten, sodass wir gerne ein zweites Mal dorthin fahren würden. Beim obligatorischen Abendspaziergang entlang der Rhône hatten wir einen traumhaften Blick auf die Stadt und das Pont d’Avignon und wären auch gerne noch einen Tag länger geblieben, wenn wir nicht schon ab dem darauffolgenden Tag das Hotel am Fuße des Mont Ventoux gebucht hätten…