Über 3 Jahre ist es mittlerweile her, dass ich auf der Suche nach einem Vorspannrad war. Aber was ist das überhaupt, ein Vorspannrad? Das ist ein Rad, das man vorne an den Rollstuhl koppelt, damit man die kleinen Rädchen nach oben lupfen kann und diese bei der Fahrt nicht mehr den Boden berühren. Sinn und Zweck davon? Die kleinen Rädchen sind beim Rollstuhl die Stolperfalle schlechthin. Je kleiner und schmaler sie sind, desto schlimmer. Bei schneller Fahrt reicht ein kleiner Stein oder ein Stöckchen, an dem sie hängen bleiben und schon wird der Rollstuhl zum Katapult. Schotter- und Waldwege damit zu befahren? Undenkbar! Aber die Lösung ist ein Vorspannrad.

Wer uns schon etwas länger folgt, unsere Blogartikel und erst recht unsere Instagram-Beiträge liest, der wird sich fragen: Warum fährt sie denn nun plötzlich das SmartWheel und nicht mehr das FreeWheel, wie es auf vielen älteren Bildern zu sehen ist?

Long story short: Als ich vor über 3 Jahren auf der Suche nach einem Vorspannrad war, war ich komplett überfordert von den verschiedenen Möglichkeiten und erst recht davon, was das Rad für mich können muss. Ich hatte absolut keine Erfahrung mit Rollstühlen und Zubehör und wusste auch nicht genau, auf wen ich mich dabei verlassen sollte. Bei den Mitarbeitern in den Sanitätshäusern hatte ich immer das Gefühl, dass sie mir etwas aufschwätzen, natürlich mit mir Gewinn machen wollen. Also fragte ich mich so durch Socialmedia und am Ende blieben zwei Vorspannräder übrig: Das Freewheel und das SmartWheel von molab. Von letzterem schwärmten einige RollstuhlfahrerInnen und priesen mir die Vorzüge an. Aber was sollte ich mit den Vorzügen anzufangen wissen, wenn ich selbst gar nicht wusste, was ich eigentlich möchte und brauche? Ja und dann waren da auf Instagram noch diese unglaublich vielen Bilder von Freewheel-FahrerInnen aus aller Welt und das verunsicherte mich ungemein. Also beschloss ich, dass die Quantität siegt und bestellte mir mein Freewheel. Der Beginn eines Desasters.

Ich kenne nicht viele Menschen, die es geschafft haben, das FreeWheel über die Krankenkasse finanziert zu bekommen. Also sparte ich sehr, sehr lange darauf (damals ein stolzer Preis von 599,00 €) und bestellte es in der Farbe schwarz. Geliefert wurde es erst Tage später – in blau. Um mir weiteren Hickhack zu ersparen, gab ich mich mit dem Blauen zufrieden und schlug die Anbauanleitung auf. Laut Vertrieb dauert dieser höchstens 15 Minuten – uns ist bis heute nicht klar, wie man auf solch eine Zeit kommen kann. Wer die Anleitung zum ersten Mal liest wird feststellen, dass sie unglaublich unübersichtlich aufgebaut ist und sich die Vorgehensweise nicht direkt erschließt. Doch selbst als wir den Anbau erfolgreich hinter uns gebracht hatten, stellte ich fest, dass sich die Höhe der vorderen Rollstuhlrädchen nicht so easy einstellen ließ, wie ich mir das erhofft hatte. Viel höher als 2 cm vom Boden ließ es sich einfach nicht einstellen – und genau da liegt das größte Problem. Wer wirklich mit dem Rad über Wiesen und Äcker, Feld- und Waldwege fahren möchte, sollte die Rädchen mit größerem Abstand zum Boden einstellen, da sich Äste und Steine nicht an genormte 2 cm halten. Ein weiteres Problem ist die generelle Konstruktion des Rades. Man montiert dieses, indem das Rad nach vorne ausgefahren ist und sobald man es am Fußbrett befestigt hat, fährt man einen Schlenker, dass es sich nach innen klappt und nun die Rädchen schweben sollen. Was nicht bedacht ist, ist das Befahren von Kurven. Denn in der Kurve schwenkt das Rad aus, dadurch senken sich die Rädchen mit ab und sofort ist die Stolperfalle wieder da!
Und dann musste ich daran denken, wie mir damals jemand geschrieben hatte, dass eine Befestigung am Rahmen viel stabiler ist und ich das in jedem Fall bedenken sollte. Tja, das macht Sinn, wenn man genauer darüber nachdenkt. Leider hatte ich das damals nicht. Denn eine Befestigung am Fußbrett mit nur einem geklemmten Adapter ist sehr instabil und man sollte sich einfach einmal vor Augen führen, was für Kräfte bei freier Fahrt auf den Rollstuhl wirken. Schon unabhängig vom Gewicht der rollstuhlfahrenden Person ist es bei einer geländegängigen Fahrt sicherer und stabiler, eine Rahmenkonstruktion zu verwenden.

Die Liste der Dinge, die an diesem Rad unpraktisch und nicht einstellbar sind, ist noch deutlich länger und ich könnte noch einiges nennen. Doch natürlich war ich damals damit glücklich. Ich kannte aber eben auch keine besseren Modelle, ich konnte es nicht vergleichen. Ich war schlichtweg unerfahren und wusste es beim Kauf nicht besser.
Aber all diese Makel sind nichts gegen das, was mir damit vor etwa einem halben Jahr passierte. Ich bin ganz ehrlich – wäre das nicht passiert, wäre ich heute nicht so sauer und enttäuscht und würde vielleicht erst recht nicht diesen Artikel verfassen.
Ich war mit dem FreeWheel auf dem Weg ins Feld, wie quasi jeden Tag. Auf asphaltierten Feldwegen übte ich mit Frieda Zughundesport oder schoss geteerte Wege hinab. Im Schnitt erreichte ich damit 20-30 km/h. An diesem Tag fuhr ich zunächst an einer Straße entlang und war deshalb nur mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs. Plötzlich, aus dem Nichts heraus, knackte es vor mir. Ich dachte, ich sei nur über einen kleinen Stock gefahren, doch just in diesem Moment brach das Vorspannrad vor mir auseinander.
Eine Schraube (die einzige, die das Rad an der Verankerung halten sollte) brach in zwei Teile. Ein Teil steckte im Adapter, der Andere in der Radaufhängung. Ich bin noch heute perplex, wenn ich darüber nachdenke, was hätte passieren können, wäre mir dies bei freier Fahrt passiert. Ich hatte Glück, verdammtes Glück.

Doch das ist nicht genug, denn eigentlich ging ich davon aus, dass mir mit diesem Schaden eine Reparatur zusteht. Aber das Kundenmanagement der Firma dürfte sich wohl kaum Service nennen. Erst nach einigen Anrufen wurde mir mitgeteilt, dass eine Reparatur eher zwecklos sei und der Bruch vielmehr auf unsachgemäße Verwendung hindeute.
Also die Reparatur gibt’s für den Preis nicht, aber meine Bilder auf Instagram würden sie trotzdem gerne verwenden.

Das Traurige an der ganzen Sache ist gar nicht einmal nur der Bruch und der mit Abstand schlechteste Service, sondern die Tatsache, dass ich Jahre lang unbezahlt für das FreeWheel geworben habe. Alleine damit, dass ich es gefahren bin, dass es Bilder davon mit mir im Internet zu sehen gibt und auch, dass ich es an andere empfohlen habe. Denn ja, es gab die Zeit, in der ich damit sehr zufrieden war. Und wie ist es nun mal, wenn man sich für ein neues Produkt interessiert? Man fragt andere, die es nutzen und erkundigt sich nach deren Meinung. Ich könnte mir noch heute dafür in den Arsch beißen, auch wenn ich weiß, dass es nichts bringt. Denn damit ist es, wie mit einigen Dingen im Leben – man merkt manchmal erst später, dass ich man sich hätte anders entscheiden sollen.

Doch natürlich würde ich Euch die Geschichte nicht erzählen, wenn sie nicht noch ein Happyend hätte.

Nachdem ich ja nun das erste Mal fast wortwörtlich auf die Nase fallen musste, hatte ich aus meiner Fehlentscheidung das Richtige gelernt: Einfach einmal öfter auf das eigene Bauchgefühl hören und nicht von zu vielen Stimmen verunsichern lassen.
Ich nahm also endlich Kontakt mit dem Thorsten von molab auf und klagte ihm mein Leid über mein kaputtes Vorspannrad. Witziger Weise war ich bei weitem nicht die Erste, von der sich Thorsten das anhören musste und das machte mir Mut.


Wir machten uns auf den Weg nach Unna, weil wir selbst natürlich einmal einen Blick in die Werkstatt werfen wollten und diesmal sollte nichts unüberlegt geschehen. Als das SmartWheel an meinen Outdoorstuhl angebaut wurde, lernten wir nebenher nicht nur jede Menge nützliches Zusatzwissen, sondern bekamen noch tolle Ratschläge an die Hand.
Während es beim FreeWheel eben das Problem gibt, dass der Adapter nicht an jedes Fußbrett passt, spielt das beim SmartWheel von molab gar keine Rolle. Dieses kann nämlich durch eine Vielzahl von Klemmen und Adaptern an beliebigen Stellen des Rollstuhls befestigt werden und passt sogar an Falter und Rollstühle mit wegschwenkbaren oder faltbaren Fußrasten. Es muss also nicht am Rahmen befestigt werden, sondern es kann auch das Fußbrett gewählt werden. Damit ist es nicht nur unabhängig vom Hersteller, sondern auch vom Modell!
Ist der Adapter erst einmal befestigt, geht das Ankoppeln des Rades in Sekunden:

  1. Rad einhängen.
  2. Zwei Hebel umlegen und einrasten lassen.
  3. Zwei weitere Hebel umlegen, die eine Schutzfunktion bilden, damit sich bei der Fahrt wirklich nichts lösen kann.

Klingt smart? Ist es auch!


Und mit dem Grundpreis fängt es ebenso bei 600 € an. Dafür bekomme ich in diesem Fall aber nicht nur ein Produkt, dass in Deutschland hergestellt und gefertigt wurde, sondern eben auch eine Servicegarantie. Denn sollte wirklich einmal etwas sein, dann hat man den Thorsten und sein Team wirklich sofort erreicht.
Ich habe mich diesmal für das schwarze Modell entschieden (und es ist sogar wirklich schwarz und nicht blau), aber es sind auch verschiedene Designs und Farben möglich und sogar Teile aus Carbon. Doch das coolste und mit Abstand praktischste Feature ist der Gepäckträger. Ja, auch FreeWheel bietet einen an, aber der trägt weder dieses Gewicht, noch ist er verstellbar und er muss zudem am Rahmen befestigt werden. Das ist beim molab’schen SmartWheel nämlich deutlich eleganter (smarter) gelöst. Der Gepäckträger lässt sich total einfach und schnell auf das Rad aufstecken, ist dabei sogar winkeleinstellbar. Und ich hätte es mir nie vorstellen können, aber selbst mit einem 50 L Sack Blumenerde, ließ sich das Rad noch gut durch das Gartencenter lenken! Ob ein Großeinkauf am Wochenende oder gemeinsame Ausflüge durch Wiesen und Felder – das SmartWheel von molab hat mich noch kein einziges Mal im Stich gelassen und ich würde es nicht mehr hergeben wollen. Denn das ist eine wiedergewonnene Freiheit, auf die Frieda und ich viel zu lange verzichten mussten.