Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll, so überwältigt bin ich noch vom vergangenen Freitag!

Dass RTL zu uns kommt, um einen Bericht über uns, unseren Blog und meine Fortschritte mit dem ReWalk zu drehen, was natürlich bedeutet, dass ich wieder ein wenig laufen darf, war schon Vorfreude und ein wenig Aufregung genug. Doch dann hatten wir auch kurzfristig noch eine Anfrage von einem Journalisten der Zeitschrift Freizeit Revue und luden ihn kurzerhand einfach mit ein. Aber zu unser aller Überraschung trafen wir dann auch noch einen Fotografen und einen Redakteur der Gießener Allgemeinen Zeitung, die hier schon einmal über uns berichtet hatten und gerne eine Fortsetzung schreiben wollten. So standen wir plötzlich mit einer doch größeren Gruppe in der wunderschönen Kulisse der Gießener Kunsthalle und durften einige Interviews geben und unglaublich viele Fragen beantworten. Wäre ja an sich schon spannend genug, doch das Beste des Tages kam ja erst noch: eine weitere Session mit dem ReWalk. Ich hätte es niemals gedacht, doch je mehr ich laufe, desto mehr fehlt es mir. Es ist meist nicht das Laufen, dem Menschen hinterher trauern, die erst seit kurzem im Rollstuhl sitzen. Es sind Dinge, wie die Teilhabe am Leben, an bestimmten Aktivitäten, die nicht mehr, oder nur schwer, möglich sind. Und es sind körperliche Funktionen, die eben nicht mehr funktionieren, und an die fast niemand denkt, wenn er einen Menschen sieht, der aufgrund eines Querschnitts, oder einer neurologischen Erkrankung, im Rollstuhl sitzt.

Das Laufen war bei mir bisher nur zweitrangig. Noch viel wichtiger war es mir, bestimmte körperliche Funktionen wieder in Gang zu bringen und mir so ein Stück mehr Lebensqualität zurückzugeben. Doch, um der Realität einmal ins Auge zu schauen, weiß ich, dass dies so nicht möglich ist und ich nicht auf ein Wunder zu hoffen brauche. Also, lieber die Dinge in die Hand nehmen, an denen ich etwas ändern kann – und das ist das Laufen. Mittlerweile hat es bei mir einen unglaublichen Suchtfaktor entwickelt. Je öfter ich laufe, desto mehr brauche ich es. Für mich, für meine Psyche und für meinen Körper. Mein Körper ist es seit quasi 20 Jahren gewohnt gewesen, sich laufend fortzubewegen. Jetzt sitzend von A nach B zu kommen ist zwar besser, als gar nicht von der Stelle zu kommen, doch mein Körper fängt nach einiger Zeit gerne zu rebellieren an, einfach, weil er es nicht gewohnt ist. Auch nach 2 Jahren nicht. Zu stehen bedeutet für mich also nicht „nur“, mit anderen Menschen wieder auf Augenhöhe zu sein, sondern meinem Körper etwas Gutes zu tun.

Es war vorgestern erst meine 4. Stunde im Exoskelett und ich finde, dass man meine Fortschritte (im wahrsten Sinne des Wortes) wirklich gut sehen kann. So viel selbstständig gelaufen, ohne Hilfe eines Physiotherapeuten hinter meinem Rücken, bin ich bisher noch nie und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Meine eigenen Fortschritte zu sehen, bedeutet mir enorm viel, da ich in der Vergangenheit einige Rückschritte einstecken musste. Und deshalb bedeutet mir dieser Tag enorm viel – eben ein wirklich guter Tag in einem wirklich guten Leben.